Es gibt immer wieder großartige Zufälle. Ernsthaft. Denn wie der Zufall es so will bin ich nun Lektor für International SEO im Lehrgang Suchmaschinenmarketing der FH Salzburg. Kein Scheiß. Hier der Beweis:
In diesem Post möchte ich euch die Story dahinter und meine ersten Eindrücke als Vorlesungsleiter beschreiben. Außerdem braucht mein in die Jahre gekommener Blog dringend frisches Material. Also:
Nun ja, Zufälle haben es so an sich, dass man sie nicht wirklich planen kann. Dementsprechend unvorbereitet traf mich die Frage meines Freundes und SEA-Meisters Thomas Sommeregger, ob ich für eine Vorlesung an der FH Salzburg einspringen könne. Mario Jooss, Leiter des FH-Zertifikatslehrgangs Suchmaschinenmarketing, sei auf der Suche nach einer kurzfristigen Vertretung für eine zweitägige Vorlesung im Bereich International SEO.In diesem Fall war kurzfristigaber eine nette Umschreibung für mega-kurzfristig: Die Vorlesung, für die ich einspringen sollte, fand nämlich bereits sieben Tage später statt. Oida?!
Selbstverständlich hatte ich dafür zufällig kein Folienset vorbereitet. Zufälle treffen einen ja immer eher unvorbereitet.Ich bat um etwas Bedenkzeit, da mir einiges durch den Kopf ging.
Einerseits: Folien erstellen. Roten Faden drin haben. Tagesgeschäft nicht vernachlässigen. Würde sich das alles ausgehen?
Andererseits: Schon länger träumte ich von einer solchen Chance. Wie deppert wäre es, sie jetzt nicht zu nutzen?
Okay, so weit, so gut. No risk, no fun. Die Entscheidung war gefallen. Ich sagte zu und fing mit den Vorbereitungen an.
Nach mehreren Jahren Abstinenz zog es mich am 16. November 2018 erneut in eine Fachhochschule. Ein nostalgisches Gefühl gepaart mit studentischer Euphorie machte sich in mir breit. Ich stellte fest: Es fühlte sich gut an hier zu sein. Die Entscheidung war richtig.
Wirklich cool wurde es aber erst, als ich die tatsächliche Location für die Lehrveranstaltungen sah: Das Schloss Urstein. Bisher habe ich nur aus Erzählungen davon gehört. Unter anderem von meiner Schwieger-Großmutter, die vor Jahrzehnten hier arbeitete. Früher lebten hier vermutlich gut betuchte und wichtige Menschen. Heute ist es ein Ort des Lehrens und Lernens. Ein schöner neuer Verwendungszweck dieses Prachtbaus. Leider konnte meine großartige Smartphone-Kamera den Moment des ersten Anblicks nicht annähernd einfangen, aber ich möchte euch das Bild dennoch nicht vorenthalten:
Im Schloss Urstein angekommen erwartete mich ein Vorlesungssaal angenehmer Größe. Nicht zu groß und nicht zu klein. Pünktlich trudelten auch die StudentInnen ein, 18 an der Zahl, und wir legten mit einer kurzen Vorstellungsrunde los. Es war toll, die StudentInnen und ihre Beweggründe zur Teilnahme am Lehrgang kennen zu lernen.
Wie erwartet war das Vorwissen zum Thema SEO recht unterschiedlich ausgeprägt. Aber gut, darauf kann man entsprechend eingehen. Viel mehr machte mir Sorgen, ob mein Folienset für die 16 Lehreinheiten überhaupt ausreichend war...
Nach der kurzen Vorstellungsrunde gingen wir auch direkt zum eigentlichen Inhalt der Vorlesung über: International SEO.
Es wurde besprochen, was internationale Suchmaschinenoptimierung im Vergleich zu herkömmlicher "nationaler" Suchmaschinenoptimierung überhaupt ist, wer es braucht und - ganz wichtig - wer es nicht braucht.
Nach diesen einführenden Worten folgte der wohl längste Part meines Foliensets: Die Umsetzung eines International SEO Projekts anhand des saugeilen Plans. Leider ist mir keine Buzzword-igere Bezeichnung dafür eingefallen. Der saugeile Plan soll den StudentInnen eine möglichst strukturierte Vorgehensweise bieten, um ihre eigenen International SEO Projekte umzusetzen. Die Vorgehensweise umfasst die Punkte Strategie, Umsetzung undTracking, Monitoring & Reporting, welche nachfolgend genauer ausgeführt werden.
(Einen Upload der Folien findet ihr übrigens auf Spreadsheet oder ein bissl weiter unten.Bitte verzeiht mir die fürchterliche optische Aufbereitung. Aufgrund der Kurzfristigkeit lag der Fokus eher am Inhalt und weniger am fancy Design 😉 )
Eigentlich nix Neues, aber man kann es nicht oft genug sagen: Ohne Strategie geht's nicht. Das gilt sowohl für internationale SEO-Projekte, als auch für alle anderen Arten von SEO-Projekten. Der strategische Part beginnt mit einer umfassenden Erhebung des Status quo. Am einfachsten funktioniert das mit den allseits bekannten Tools Google Analytics und Google Search Console. Dort findet man brauchbare Antworten auf die Fragen: In welchen Märkten, Ländern und Sprachen bin ich bereits relevant? Woher kommen meine Website-Besucher, welche Sprachen sprechen wie performen sie?
Auf Basis dieser Analyse finde ich heraus, wo ich derzeit stehe, ob ich in potenziellen Zielmärkten komplett bei Null starte oder vielleicht schon erste Klicks und Nutzer erhalte. Bin ich dennoch unschlüssig, welchen Zielmarkt ich in Zukunft bearbeiten soll, dann ist die Erhebung und Analyse weiterer Daten notwendig. Beispielsweise von Markt- und Länderspezifischen Suchvolumina, der Konkurrenz-Situation etc.
Schlussendlich habe ich sowohl einen detaillierten Einblick in meinen digitalen Status quo, als auch die Chancen (Suchvolumina) und Risiken (Konkurrenz) potenzieller Märkte. Das Finale des Strategie ist die Daten-basierte Auswahl meines Zielmarktes. Danach kann ich mich an an die Planung und Umsetzung operativer Maßnahmen machen.
Habe ich nun eine grundsolide Strategie kann ich mich an die Umsetzung wagen. Doch auch hier sind vor der tatsächlichen Umsetzung zahlreiche Überlegungen notwendig.
So wurden in unserer Vorlesung unterschiedliche Konzepte für die Domain- und URL-Struktur diskutiert. Leider gibt es hier nicht nur eine Variante, sondern gleich mehrere. Abhängig von der zuvor definierten Strategie haben die Varianten unterschiedliche Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt.
Neben diesem sehr essentiellen Thema wurde auch besprochen, wie Nutzer überhaupt auf die für sie passende Sprach- oder Länderversion gelangen. Automatische Weiterleitung oder manuelle Sprachauswahl? Beides ist möglich.
Wobei... Es könnte sein, dass automatische Weiterleitungen auf Basis der Browsersprache oder IP bald nicht mehr zulässig ist. Ein neues Gesetz der EU-Kommission zum Thema Geo-blocking besagt, dass Website-Nutzer ohne Zustimmung nicht mehr automatisch weitergeleitet werden dürfen. Wie sich dieses Gesetz im Alltag auswirkt werden wir noch sehen.
Zu guter Letzt wurde besprochen, wie die geografische Ausrichtung mittels Google Search Console, den allseits beliebten hreflang tags, diverser weiterer Meta tags und einer korrekten Übersetzung der Inhalte umsetzen lässt. Viele von euch vermuten es schon: Wie üblich waren die hreflang tags ein heiß diskutiertes Thema 😉
Der dritte und letzte Teil meines saugeilen International SEO Plans umfasst das Tracking, Monitoring & Reporting der Erfolge.
Warum das Ganze? Naja, haben wir keine ordentliche Erfolgsmessung, dann waren unsere Anstrengungen und Strapazen womöglich umsonst. Denn wir wissen nicht, ob wir uns bereits in die richtige Richtung bewegen. Oder eben in die falsche. Ohne Erfolgsmessung wissen wir nämlich überhaupt nix.
Mit den heutzutage verfügbaren Tools ist die Erfolgsmessung kein Hexenwerk mehr. Oftmals reicht schon die Verwendung von Google Search Console und standardmäßigem Google Analytics Tracking aus, um die wichtigsten Zahlen zu Such- und Websiteperformance im Auge zu behalten. Tracking Erweiterungen, wie beispielsweise Conversion oder Ecommerce Tracking in Google Analytics, oder kostenpflichtige SEO-Tools, wie SISTRIX, Ahrefs oder Ryte, können euch zusätzliche wertvolle Informationen liefern.
Aber Achtung: Die Verwendung von SEO-Tools ist teils mit erheblichen Kosten verbunden. Wägt ab, ob die zur Verfügung gestellten Daten für euch sinnvoll sind. Ansonsten investiert ihr euer Budget besser anderweitig. Beispielsweise in Zeit, in der ihr euch mit Datenanalysen und Strategien für künftige Zielmärkte beschäftigt. Nehmt euch diese Zeit und werdet erfolgreich.
Mit diesen Worten sind wir nun auch schon am Ende meines saugeilen International SEO Plans angekommen. Wer möchte, kann sich das Folienset noch auf eigene Faust durchsehen 😉
Zu Vorlesungsbeginn war ich äußerst nervös, wie die beiden Tage an der FH Salzburg für mich verlaufen würden. Die Freude, diese Chance genutzt zu haben, übertrifft die anfängliche Nervosität tausendfach.Ich lernte zahlreiche großartige Menschen kennen und durfte ihren Fragen Rede und Antwort stehen. Ich durfte sie bei der Erweiterung ihres Wissens unterstützen.Was kann es Schöneres geben, als anderen Menschen beim Lernen neuer Dinge zu helfen?
Gerne 2019 wieder <3