Mit großer Freude habe ich vor einigen Tagen Kevin Indigs Artikel zu TIPR Lite gelesen. Darin beschreibt er eine schlankere Variante seines TIPR Models aus 2018.
TIPR behandelt einen neuen Denkansatz zur Analyse und Optimierung der internen Verlinkung von Websites.
Die Theorie seines 2018er Modells ist ein hervorragender Denkanstoß. In der täglichen Praxis jedoch für viele SEOs zu komplex und zeitaufwändig.
Das neue TIPR Lite ist eine vereinfachte Variante des ursprünglichen Modells.
Einige Schritte der Datensammlung lassen sich jedoch weiter vereinfachen. Dadurch wird TIPR Lite noch etwas leichter. Und die Umsetzung in der Praxis noch effizienter.
Mein Ansatz zur effizienteren Datensammlung wird weiter unten ausführlich beschrieben. Aber alles der Reihe nach.
TIPR ("True InternalPageRank") ist ein Modell von Kevin Indig zur Analyse und Optimierung der internen Verlinkung von Websites.
Bereits seit Langem ist bekannt, dass die interne Verlinkung ein wichtiger Bestandteil für das Crawling, Indexing und Ranking von URLs ist. Neu am TIPR Model ist der Gedanke, dass neben internen Links auch externe Links ("Backlinks") bei der Optimierung der internen Verlinkung beachtet werden müssen.
"Internal link optimization is incomplete without factoring in backlinks."
(Kevin Indig, Internal Link Optimization with TIPR)
Es ist zwar davon auszugehen, dass so mancher SEO das schon intuitiv gemacht hat. Doch Kevin gibt dieser Strategie mit "TIPR" einen klingenden Namen und beschreibt sie ausführlich in seinem Blog.
Kurz gesagt geht es um die Verknüpfung von unterschiedlichen Datenquellen, um ein vollständiges Bild zu internen und externen Links einzelner URLs zu bekommen.
Auf diesen Daten basierend können deutlich bessere Entscheidungen zur Optimierung der internen Verlinkung getroffen werden. Das Ziel dieser Optimierung ist die langfristige Steigerung von organischen Positionen und Zugriffen.
Eine umfassende Beschreibung findet ihr in Kevins Blog "Growth Memo" in den Artikeln Internal Link Optimization with TIPR (die ältere und umfangreiche Variante) und TIPR Lite (die neue schlanke Variante).
In der effizienteren und (fast komplett) automatisierten Datensammlung mit Hilfe von Screaming Frog und der Ahrefs API.
(Anmerkung: Ihr könnt nicht genug von Screaming Frog bekommen? Dann checkt später unbedingt noch mein Gespräch mit Björn Darko im SEOPRESSO Podcast zum Thema Screaming Frog.)
Der in TIPR Lite beschriebene Weg zur Datenaufbereitung ist im Vergleich zu TIPR zwar einfacher, aber erfordert immer noch einiges an "Excel Magic" und manuellem Copy & Paste Aufwand.
Diese manuellen Tätigkeiten möchte ich weiter reduzieren und vereinfachen.
Außerdem wird auf die Aufschlüsselung der Incoming Link Position verzichtet. Diese ist zwar durchaus sinnvoll, aber macht die Datenaufbereitung komplizierter.
Darauf zu verzichten ist ein verkraftbarer Kompromiss, der dennoch eine aussagekräftige Datenbasis gewährleistet.
Warum das Ganze? Effizientes operatives Arbeiten ist in meinem Alltag als selbstständiger SEO Consultant äußerst wichtig. Neben zahlreichen Kundenprojekten sind administrative Aufgaben, wie Eigenmarketing, Buchhaltung oder Rechnungslegung, zu erledigen.
Jede gesparte Minute ist daher wichtig. Und los geht's:
Richtet in Screaming Frog > Configuration > Spider folgende Konfiguration ein.
Für die nächsten Schritte benötigt ihr einen bezahlten Ahrefs Account. Falls ihr noch keinen habt checkt bitte die Ahrefs Pricing Seite. Da ist bestimmt etwas für euch dabei.
Öffnet Screaming Frog > Configuration > API Access > Ahrefs, um den API Zugriff auf Ahrefs zu konfigurieren. Im Tab Account Information müsst ihr euren API Access Token eintragen und anschließend auf den Connect Button klicken. Wenn alles klappt seht ihr am unteren Ende des Fensters den grünen Connected Banner.
Falls ihr noch keinen Ahrefs Access Token habt könnt ihr euch einen neuen über den grün markierten Link generate an API access token generieren. Dazu müsst ihr erstmal dem Zugriff von Screaming Frog SEO Spider auf euren Ahrefs Account zustimmen.
Direkt danach bekommt ihr euren Ahrefs API Access Token auf dieser wunderschön Screaming Frog Landingpage serviert 🙂
Nachdem ihr Screaming Frog mit Ahrefs verknüpft habt öffnet ihr den Tab Metrics.
Dort wird eingestellt, welche Kennzahlen während des Website Crawls über die Ahrefs API abgefragt werden. Zur Analyse des TIPR sind folgende Metrics aus der Metric Group URL (Exact Match) sinnvoll:
Das sollte erstmal reichen. Weiters könnten auch noch die Metriken URL Rating, Keywords, Links Internal, Links External oder Linked Root Domains sinnvoll sein. Aber das macht die Sache schon wieder unnötig kompliziert. Fokus auf das Wichtigste!
Startet den Crawl und wartet bis dieser vollständig abgeschlossen ist. Achtung, falls ihr laut Spider > Speed > Spider Speed Konfiguration der Crawling einer hohe Anzahl von URLs gleichzeitig erlaubt. In diesem Fall kann es vorkommen, dass die Ahrefs API ein paar Sekunden länger braucht bis alle Daten reinkommen.
Wenn ihr rechts oben im Screaming Frog Fenster drei grüne Balken seht sollte der Crawl vollständig abgeschlossen sein.
Navigiert in Screaming Frog zum Tab Internal und wählt im Dropdown links oben HTML aus, um lediglich HTML Seiten anzuzeigen. Klickt anschließend auf den Export und speichert die CSV Datei auf eurem Desktop.
Diese Datei enthält sämtliche Daten des Crawls und muss für eine Analyse weiter bereinigt werden.
Am Ende sollte eure CSV Datei nur noch nachfolgende Spalten übrig bleiben.
Screaming Frog stellt euch im CSV Export übrigens sehr granulare Daten zu internen Links zur Verfügung. Für TIPR Lite sind sie mit Sicherheit zu granular. Aber wenn ihr über ausreichend Zeit verfügt, dann können auch diese Daten in eure Analyse mit einbezogen werden.
Da alle notwendigen Informationen zur Verfügung stehen kann das TIPR Modell nun angewendet werden. Zur Analysen der Daten möchte ich direkt auf Kevins Vorschläge verweisen:
"So, what do you do with this thing? As outlined in the original TIPR model, we’re looking for two things: 1) pages with a lot of incoming links that don’t link out much and 2) pages with few incoming links that do link out a lot. The action you want to take is to either add or take links off."
Weitere Details zur Anwendung des Modells findet ihr am Ende seines Posts TIPR Lite im Bereich "Applying the model". Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Optimierung eurer internen Verlinkung.
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle noch an Kevin. Ich bin ein großer Fan seiner Ideen und Gedanken. Die SEO Branche darf sich glücklich schätzen, einen Vordenker wie ihn zu haben!
Headerbild von geralt auf Pixabay